| Verleihung des Europapreises 2016 an Projekte der Flüchtlingshilfe

Raab: „Ehrenamtliche erfüllen die Werte Europas mit Leben“

Gemeinsam säen, jäten und ernten bringt Menschen zusammen: Der Arbeitskreis „Miteinander der Kulturen“ aus Budenheim hat mit seinem ´Garten der Begegnung´ den Europapreis 2016 gewonnen. Der erste und weitere Preise wurden gestiftet von der Bevollmächtigten des Landes für Europa, Staatssekretärin Heike Raab: „Bürgerkrieg und Terror haben hundertausende Menschen dazu bewegt, sich auf den gefährlichen Weg in die Europäische Union zu machen. Bei der Erstaufnahme der Flüchtenden engagieren sich humanitäre Organisationen, Kommunen und Verwaltungen bis an die Grenzen des Möglichen. Jetzt gilt es, die Integration der Menschen mit Bleiberecht zu bewerkstelligen. Der tatkräftige Einsatz zahlreicher Ehrenamtlichen erfüllt die humanitären Werte der Europäischen Union mit Leben. Aus diesem Grund ist ihm der diesjährige Europapreis gewidmet.“

Die Jury konnte aus 20 Einsendungen auswählen und entschied sich dafür, dem Arbeitskreis Miteinander der Kulturen aus Budenheim den ersten Preis zuzuerkennen. Der Arbeitskreis hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenzubringen. Zurzeit steht die Flüchtlingshilfe im Vordergrund der Arbeit. Die beengte Wohnsituation und mangelnde Beschäftigung ließen die Idee entstehen, einen Gemeinschaftsgarten als Ort der Begegnung anzulegen. Ein Grundstück wurde von Kirche und Gemeinde zur Verfügung gestellt. „Jetzt säen, pflanzen und ernten Budenheimer Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Menschen, die als Flüchtlinge in den Ort gekommen sind. Beim Verarbeiten und Kochen der Ernte werden Rezepte ausgetauscht, anschließend wird zusammen gegessen. So schlägt das Projekt Brücken und hilft den Hinzugekommenen, in Budenheim im Wortsinn Wurzeln zu schlagen“, betonte Heike Raab bei der Überreichung des Preises in Höhe von 2.000 Euro heute in Mainz.

Der zweite Preis ging an K.E.K.S. e.V. – Verein Kontakte für Eltern und Kinder in Speyer. Seit 15 Jahren bietet der Verein mit dem Familienzentrum / Haus der Familie einen Treffpunkt für Menschen jeder Herkunft, Religion oder Hautfarbe. Im September 2015 startete zusätzlich eine Nähgruppe für Flüchtlingsfrauen. Während die Kinder im Familienzenrum unter Aufsicht spielen und toben können, leitet eine gelernte Damenschneiderin die Frauen professionell an. Dabei lernen sie nicht nur das Nähen, sondern üben sich zugleich in der deutschen Sprache. Da ein Großteil der Deutschkurse für Flüchtlinge ohne Kinderbetreuung angeboten wird, ist dieser Aspekt besonders wichtig. „Die Nähgruppe richtet sich konsequent an Frauen jeglicher Herkunft und unterstützt sie bei der Integration. So steigern die Erfolge das Selbstbewusstsein, und es entstehen Netzwerke, die im Alltag hilfreich sind“, unterstrich Staatssekretärin Raab und überreichte 1.000 Euro für neue Nähmaschinen und Zubehör.

Von der Projektidee des gemeinnütziges Vereins kidz4kids e.V. aus Weitersburg war die Jury so überzeugt, dass sie den dritten Preis in Höhe von 500 Euro vergab. Der Verein ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, ihre selbst geschriebenen Texte gemeinsam mit anderen in einem Buch zu veröffentlichen. Zwei Bücher sind bereits erschienen. Unter dem Titel WWW – WorldWideWords – sammelt der Verein jetzt Texte, Wünsche, Träume oder Bilder von Flüchtlingskindern und –Jugendlichen für ein neues Buch. Dort sollen die Texte in der Heimatsprache und in deutscher Übersetzung erscheinen. Die Kinder und Jugendlichen werden bei Lesungen gemeinsam mit deutschen Kindern das Buch vorstellen.

Einen weiteren dritten Preis mit ebenfalls 500 Euro wurde dem Arbeitskreis Asyl in der Verbandsgemeinde Eich zugesprochen. Hier organisieren Ehrenamtliche Sprachkurse für Flüchtlinge. „Für viele, die während des Asylverfahrens in einer Warteschleife ohne sichere Perspektive leben müssen, ist der Sprachkurs der einzige Termin, der das Warten unterbricht. Hier können die Menschen aktiv etwas tun, das ihre Situation verbessert. Die Idee des Arbeitskreises, zusammen mit den Flüchtlingen unter künstlerischer Anleitung Stop-Motion-Filme zum Thema ´Heimat´ anzufertigen, war da nicht nur für den Spracherwerb, sondern auch für die Reflexion der Menschen über ihre neue Lebenssituation ein Gewinn. Die neue Idee, ein gemeinsames Theaterprojekt zu etablieren, unterstützen wir gerne mit dem Preisgeld“, – so Staatssekretärin Raab.

Lobend erwähnt wurden zudem die Europäische Akademie des rheinland-pfälzischen Sports in Trier und die Medardus-Grundschule aus Bendorf. Mit dem Projekt „Kultur des Willkommens für Kinder und Eltern nichtdeutscher Herkunftssprache“ bietet die Schule eine Vielzahl von Projekten an wie Lernpatenschaften, gemeinsame Freizeitunternehmungen, Spendenaktionen und Eltern-Einbindung. Die Sportakademie hat zehn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgenommen und in bestehende Trainingsgruppen integriert.

Der Europapreis wird seit 1992 verliehen, ausgezeichnet werden immer Initiativen, die sich um den europäischen Gedanken und die Völkerverständigung verdient gemacht haben.

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