RUDOLF CARACCIOLA

Autorennfahrer

Rudolf Caracciola in den 1930er Jahren

* 30.01.1901 in Remagen
† 28.09.1959 in Kassel

Als erste deutsche Autorennstrecke wurde 1921 die “Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße”, kurz AVUS, in Berlin fertiggestellt. Zwei Kurven verbanden zwei parallele Geraden von je neun Kilometern Länge, die durch den Grunewald führten und ihr Ende in Nikolassee fanden. Heute ist die AVUS Teil der Berliner Stadtautobahn. Zwischen den beiden Weltkriegen wurden hier internationale Autorennen ausgetragen, die zu Volksfesten wurden und schon an den Trainingstagen Besuchermassen anzogen.

1926 wurde auf der AVUS, der schnellsten Rennstrecke Europas, zum ersten Mal der Große Preis von Deutschland ausgetragen, der mit einem dreifachen deutschen Erfolg aber auch mit einer Katastrophe endete:  Nach vier schweren Unfällen starben zwei Menschen, zahlreiche Zuschauer wurden verletzt. Auf regennasser Fahrbahn kam der Mercedes von Adolf Rosenberger ins Schleudern und raste gegen die Zeittafel. Rosenberger, einer der Favoriten des Rennens, erlitt Kopfverletzungen. Der Prager Urban Emmerich flog mit seinem Talbot aus der Kurve und stürzte in die Zuschauermenge.

Caracciola führt beim großen Preis in Ungarn 1936
Caracciola führt beim großen Preis in Ungarn 1936

Dies überschattete den Erfolg des Fahrers, der den Großen Preis mit einem Mercedes des Typs Monza überlegen gewann: Rudolf Caracciola fuhr mit seinem Zweiliter-Achtzylinder eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 135,1 km/h heraus. Diesen ersten großen Erfolg setzte der 1901 geborene Hotelierssohn Caracciola 1928 und 1931 mit Siegen im Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring fort, gewann 1932 erneut auf der AVUS und 1937 wieder auf dem Nürburgring. 1933 erlitt “Caratsch”, wie ihn die deutsche Sportwelt nannte, in Monte Carlo einen schweren Unfall. Die dabei erlittenen Verletzungen zwangen ihn fortan im Süden zu leben (er zog nach Lugano), verhinderten aber nicht weitere große sportliche Erfolge: 1935 und 1937 wurde er Europameister.

Rudolf Caracciola im Silberpfeil
Rudolf Caracciola im "Silberpfeil"

1936 übertraf Caracciola auf der Autobahn Frankfurt/Main-Darmstadt den 10-Meilen-Geschwindigkeits-Weltrekord von Hans Stuck in 2:53,73 Stunden mit 337 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. 1939 erreichte er als erster mit einem Drei-Liter-Wagen die 400-Stundenkilometer-Grenze. Den Krieg verbrachte Caracciola im Exil in der Schweiz, deren Staatsbürgerschaft er 1946 annahm.  2011 freigegebene  Dokumente des Berner Bundesarchivs zeigen allerdings, dass diese Einbürgerung nicht unumstritten war. Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte vermerkt, sie halte Caracciola in politischer Sicht nicht für zuverlässig. Man müsse annehmen, dass er kein Einbürgerungsgesuch gestellt hätte, wenn Deutschland nicht besiegt aus dem Krieg hervorgegangen wäre, sondern gegenteils sich offen zum Nationalsozialismus bekannt hätte.

Erst im Mai 1948 ging Caracciola in Monte Carlo erstmals seit neun Jahren wieder an den Start, um in einem über den Krieg geretteten 1,5l-Mercedes, Baujahr 1938, ein Rennen zu bestreiten. Im Mai 1952 verunglückte Caracciola beim Großen Preis von Bern erneut schwer und fuhr seither keine Rennen mehr. Er starb unerwartet am 28. September 1959 in Kassel an einem Leberleiden.

Caracciola bleibt als erfolgreichster deutscher Rennfahrer vor Michael Schumacher in Erinnerung und schrieb international nicht nur als erster nicht-italienischer Sieger der Mille Miglia 1931 Renngeschichte.

Weitere Informationen

Webseite über Rudolf Caracciola www.rudolfcaracciola.org

History-Clips - 11. Juli 1926 – Rudolf Caracciola gewinnt Grand Prix von Deutschland

Phönix-Dokumentation „Hitlers Rennschlachten - Wie die Silberpfeile siegen lernten