Erik Reger
Journalist und Schriftsteller
* 08.09.1893 in Bendorf am Rhein
† 10.05.1954 in Wien
“Der Freiheit eine Gasse, so hat Berlin gewählt”, kommentierte Erik Reger am 20. Oktober 1946 das Ergebnis der einzigen gemeinsamen Wahlen in Berlin vor dem Zerfall Deutschlands in zwei Staaten. Der gebürtige Bendorfer war Chefredakteur des Tagesspiegel, der ersten unabhängigen Zeitung in Berlin. Theodor Heuss, Otto Suhr, Konrad Adenauer und Ernst Reuter zählten zu seinen Freunden. Kaum bekannt ist Regers literarisches Werk. Nur sein 1931 erschienener Roman “Union der festen Hand” hat literarische Bedeutung erlangt. Er wurde im Erscheinungsjahr mit dem renommierten Kleist-Preis ausgezeichnet und gilt heute als eines der wichtigsten Zeugnisse deutscher Industrieliteratur im 20. Jahrhundert.
Als Hermann Dannenberger wurde Reger 1893 unweit von Koblenz geboren. Sein Vater arbeitete als Aufseher in einer Erzgrube, Sohn Hermann hatte höhere Ziele. Als 19jähriger begann er ein geisteswissenschaftliches Studium. Bonn, München und Heidelberg waren Stationen, bevor er 1915 eingezogen wurde. Nach zweijähriger englischer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1919 nach Bendorf zurück. 1920 nahm er eine Stelle im Krupp-Pressebüro in Essen an, heiratete Christine Lippert, Sohn Manfred wurde 1923 geboren.
Der junge Mann erhielt nun Einblicke in die wirtschaftliche Struktur und den politischen Einfluss eines aufstrebenden Industrieunternehmens. Neben seiner Tätigkeit bei Krupp begann er, regelmäßig Artikel in allen namhaften Publikationen zu veröffentlichen. Er zeichnete sie anfangs mit verschiedenen Decknamen, schließlich nur noch mit Erik Reger. 1927 verließ Dannenberger seine sichere Position bei Krupp, als Erik Reger arbeitete fortan als Journalist und Schriftsteller. Nachdem seine Bücher von den Nazis verboten wurden und die Presse gleichgeschaltet war, ging Reger 1934 in die Schweiz.
Nach zwei Jahren wurde er ausgewiesen, fand 1939 eine Anstellung als Lektor in der Romanabteilung des Deutschen Verlags in Berlin, dem “arisierten” Ullstein-Verlag. Öffentlich wahrgenommen wurde Erik Reger erst wieder nach Kriegsende. Am 27. September 1945 wurde er Lizenzträger, Mitherausgeber und Chefredakteur des Tagesspiegels, Berlins erster Zeitung unter amerikanischer Lizenz. Redaktion und Verlag arbeiteten im Ullstein-Haus in Tempelhof, Ullsteinstraße.
Mit Rudolf Herrnstadt von der sowjetisch lizenzierten Berliner Zeitung lieferte sich Reger eine wahre Zeitungsschlacht. Er war ein journalistischer Frontkämpfer im geteilten Berlin geworden, meinungsbildend und antikommunistisch. So leistete er den Westberliner Sozialdemokraten publizistische Schützenhilfe bei ihrem Widerstand gegen die Vereinnahmung durch die KPD. Und als im Februar 1948 in Prag die Kommunisten staatsstreichartig die Regierung übernahmen, schrieb er:
“Mir scheint, dass die Ereignisse, die jetzt in der Tschechoslowakei vor sich gehen, vom Standpunkt der Klärung der Weltsituation aus zu begrüßen sind. Denn es wird dadurch die Illusion aufgehoben, die bisher bestand, dass es möglich sein würde, innerhalb des eisernen Ringes, der gezogen ist, einen Staat aufrechtzuerhalten, der nach außen hin noch demokratische Allüren zeigt. Da es nur Allüren waren und sein können, ist es besser, auch die Allüren werden beseitigt.”
Erik Reger starb am 10. Mai 1954 an einem Herzinfarkt in Wien und erhielt ein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.