Carmen Sylva alias Elisabeth zu Wied
Schriftstellerin und Königin vo Rumänien
* 29.12.1843 auf Schloss Monrepos bei Neuwied
† 02.03.1916 in Bukarest
Lebte Elisabeth zu Wied im 21. Jahrhundert, wäre sie ein Liebling der Boulevard-Medien: Eine Königin, die nicht nur Romane und Essays schreibt, sondern auch gefühlvolle Gedichte. Und dies alles neben ihren royalen Aufgaben: Schulen und Krankenhäuser gründen, Armenfürsorge, Kunsthandwerk und schöne Künste fördern.
Als Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied als erstes Kind des Fürsten Hermann und seiner Frau Marie geboren wurde, sang ihr niemand an der Wiege, dass sie einmal Königin werden würde. Obwohl das Fürstentum zu Wied nur etwa zehn Quadratkilometer umfasste, entwickelte es sich Mitte des 19. Jahrhunderts unter Elisabeths Eltern zum geistigen Zentrum des Rheinlands. Adlige aus ganz Europa, Politiker, Künstler und Gelehrte waren zu Gast, unter anderem auch der preußische Prinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III., der zum Freund der Familie wurde.
Als Mitglied des preußischen Herrenhauses reiste Fürst Herrmann häufig nach Berlin. Als er im Jahr 1868 seine Familie mitnahm und auch dem Hof (Schlossplatz) einen Besuch abstattete, kam es zur schicksalhaften Wieder-Begegnung: Die 25jährige Elisabeth, von klein auf als Energie- und Temperamentbündel bekannt, vielsprachig, schöngeistig sowie kenntnisreich erzogen, traf am Hof zum zweiten Mal nach 1861 Prinz Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen; Er machte Elisabeth bald darauf einen Antrag und kam so der Empfehlung des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm nach.
Aber es war oder blieb zumindest keine arrangierte Ehe. Karl, seit 1966 Fürst von Rumänien, und Elisabeth liebten sich innig, wenn man ihren Aufzeichnungen folgt. Sie unterstützte Karl als Fürst nach Kräften, denn die ersten Jahre in Rumänien waren schwierig. Antideutsche Stimmung nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 und wirtschaftliche Probleme bedrohten Karls Stellung. Seine Frau zeigte großes soziales und kulturelles Engagement. Und sie brachte sich aktiv in das Kriegsgeschehen von 1877/78 ein, indem sie persönlich Soldaten und Verwundete pflegte. Zehn Jahre nach der Hochzeit, eben nach jenem Russisch-Türkischen Krieg, wurde Rumänien unabhängig – und das Fürstentum im März 1881 zum Königreich. Plötzlich war Karl als Carol I. König, Elisabeth Königin. Wen interessierte da noch, dass Karl als Fürst von Rumänien nur zweite Wahl gewesen war (zumal Elisabeth inzwischen vom Volk ver- und mit dem Namen “Mama Regina” geehrt wurde)? Der Bruder des belgischen Königs Leopold II., Philipp von Flandern, hatte den Fürstentitel 1866 dankend abgelehnt.
Der Ursprung für Elisabeths künstlerisches Schaffen lag in ihrer Kindheit. Durch ihre vielseitige Bildung und den Kontakt mit zeitgenössischen Künstlern wie Ernst Moritz Arndt entdeckte sie früh ihr Interesse am Schreiben. Ihre literarische Tätigkeit beschränkte sich zunächst auf den privaten Bereich, vor allem auf zahlreiche Tagebücher. Erst nachdem Elisabeth 1874 ihre einzige Tochter nach einer Scharlach-Infektion verlor, änderte sie ihre Haltung. Unter dem Pseudonym Carmen Sylva veröffentlichte sie Gedichtbände, Novellen, Märchen, Romane, Essays und Aphorismen, insgesamt mehr als 30 Bücher. Sie erinnerte in vielen Werken an ihre rheinische Heimat, übersetzte aber auch Literatur aus dem Rumänischen. Dennoch wurde sie vor allem als dichtende Königin wahrgenommen und verfehlte ihr Ziel, als bedeutende Künstlerin anerkannt zu werden.
Vielleicht überstrahlte ihr königliches Leben zu sehr ihr künstlerisches Schaffen. Auslandsreisen, ein großes Haus mit vielen Besuchern, die schwierigen politischen Entwicklungen auf dem Balkan ließen sie stark in der Öffentlichkeit stehen. Wie damals üblich, fertigte der Berliner Fotograf Nicola Perscheid In seinem luxuriös eingerichteten Atelier in der Bellevuestraße 6a mehrere Portraits des königlichen Paares. 1908 erkrankte König Karl schwer, Elisabeth pflegte ihn bis zu seinem Tod im Jahr 1914. Auch Elisabeths Gesundheit hatte gelitten. Zwei Jahre später starb sie und wurde neben Mann und Tochter bestattet.