Nicola Perscheid

Fotograf

Selbstbildnis Nicola Perscheid 1910

* 03.12.1864 in Moselweiß
† 12.05.1930 in Berlin

Nicola Perscheid war tatsächlich der erste Prominentenfotograf Deutschlands. In seinem luxuriös eingerichteten Atelier (Bellevuestraße 6a) empfing er alle hochgestellten und bedeutenden Persönlichkeiten des späten Kaiserreiches und der Weimarer Republik bis zum Aufstieg der Nationalsozialisten. Perscheid war Portrait-Spezialist, seine Aufnahmen von Berühmtheiten wie General Hindenburg, Reichskanzler Gustav Stresemann, dem Maler Max Liebermann, den Päpsten Pius XI und Benedikt XV und vielen anderen sind nicht nur historisch wertvoll, sondern auch in ihrem fotografischen Können überzeugend.

Geboren wurde Nicolas Perscheid, wie er ursprünglich hieß, in Moselweiß bei Koblenz. Seine Familie, Weinbauern mit spanisch-portugiesischen Vorfahren, nahm den Namen des Ortes an, in dem sie sich angesiedelt hatte: das Dorf Perscheid, linksrheinisch zwischen Oberwesel und Bacharach. Zunächst wollte er Maler werden, kam aber im September 1879 als Lehrling zu den Koblenzer Photographen Reuß und Müller. Deren Firma war auf das “Soldatengeschäft” spezialisiert. Sie fertigte die beliebte Carte de Visite an, postkartengroße Portraits der um Koblenz stationierten Armeeangehörigen, welche diese an ihre Lieben daheim schickten. Perscheid stellte sich geschickt an, die Lehrherren erließen ihm ein halbes Jahr Lehrzeit.

Perscheids Atelier 1905
Perscheids Atelier 1905

Es folgten Lehr- und Wanderjahre in Saarbrücken, Trier, Colmar, der Schweiz, Nizza, Dresden, Wien, Budapest, Danzig, Meran, Klagenfurt. Sein erstes Atelier eröffnete Perscheid 1891 in Görlitz – mittlerweile nannte er sich Nicola – und wurde bald vom König von Sachsen zum “Königlich-Sächsischen Hof-Photographen” ernannt. Hier wie in Leipzig, wohin er 1894 übersiedelte, war er bereits bekannt als Portrait-Fotograf, der vor allem durch die Ausleuchtung und später mit einer von ihm entwickelten Linse Tiefe in die Darstellungen brachte. Um die Jahrhundertwende beteiligte sich Perscheid an verschiedenen Ausstellungen und gewann unter anderem den Ehrenpreis der deutschen Kaiserin.

1905 dann eröffnete der Fotograf sein Atelier in Berlin. Er zielte mit seinen hochwertigen und somit teuren Aufnahmen völlig auf die vermögende Kundschaft. Es gelang ihm, dass es für viele Jahre zum guten Ton gehörte, sich von Perscheid portraitieren zu lassen.

Portrait des Schriftstellers Gerhard Hauptmann, 1914 aufgenommen von Nicola Perscheid
Portrait des Schriftstellers Gerhard Hauptmann, 1914
aufgenommen von Nicola Perscheid

Doch in den Krisenjahren der zweiten Hälfte der 1920er Jahre saß auch den Reichen das Geld nicht mehr locker. Die enorme Miete von mehr als 1200 Reichsmark für das großzügige Atelier mit Wohnung in zentraler Lage, konnte Perscheid kaum noch aufbringen. Von einem Schlaganfall 1929 erholte er sich nur teilweise. Im Frühjahr 1930 wurde er erneut in die Charité eingewiesen. Während seiner letzten 14 Lebenstage musste seine Frau das Atelier auflösen, um die Schulden zu bezahlen.

Perscheids Schaffen wurde in alle Winde zerstreut.
Heute sammelt und pflegt das Landesmuseum Koblenz das Werk dieses einzigartigen Fotografen.