Eisabeth Langgässer
Schriftstellerin
* 23.02.1899 in Alzey
† 25.07.1950 in Karlsruhe
Ihr halbes Leben verbrachte die Lyrikerin und Schriftstellerin Elisabeth Langgässer in Berlin. Als Halbjüdin während der NS-Zeit mit Schreibverbot belegt, galt ihr Werk “Das unauslöschliche Siegel” 1947 als Inbegriff auch des dichterischen Neubeginns. Der Roman katapultierte die Autorin für kurze Zeit in den Mittelpunkt des literarischen Nachkriegsdeutschlands.
Elisabeth Langgässer wurde 1899 in Alzey geboren. Nach dem frühen Tod des jüdischen Vaters ging sie mit ihrer Mutter Eugenie und ihrem älteren Bruder Heinrich nach Darmstadt und absolvierte dort das Lehrerinnenseminar. Die junge Frau arbeitete als Volksschullehrerin und unternahm nicht nur erste literarische Gehversuche. Sie begann eine Liaison mit dem jüdischen Staatsrechtler Hermann Heller, die nicht ohne Folgen blieb: 1929 wurde Tochter Cordelia unehelich geboren. Die alleinerziehende Mutter wurde aus dem Staatsdienst entlassen, verließ die Provinz und ging nach Berlin zu Mutter und Bruder.
Sie fand eine Anstellung als Sozialpädagogin in der von Alice Salomon gegründeten Sozialen Frauenschule in Berlin-Schöneberg. Vermutlich nahm Langgässer die Straßenbahnlinie 95 Schöneberg – Köpenick zu ihrer Wohnung (an der heutigen Seelenbinderstraße). Dort, unweit des Bahnhofs, tobte im Juli 1933 die “Köpenicker Blutwoche”. Langgässer findet Arbeit im Berliner Rundfunk und lernt dort den katholischen Philosophen Wilhelm Hoffmann kennen. Beide heirateten 1935.
Als Schriftstellerin veröffentlichte Elisabeth Langgässer ein umfangreiches Werk, das ihr katholisch-spirituelles Weltbild widerspiegelt, ein stetes Ringen zwischen Gott und Teufel, zwischen Gut und Böse. Für den Roman “Proserpina” erhielt sie 1931 den Literaturpreis des Deutschen Staatsbürgerinnenverbandes. Gertrud Bäumer, Alfred Döblin und Rudolf Kayser gehörten zu den Juroren. Während des Publikationsverbotes schrieb sie für die Schublade und verfasste Werbetexte. Das Ehepaar wohnte nun in Charlottenburg. Ihr Haus (Eichkatzweg 33) gehört zur Siedlung Eichkamp, eine Kolonie für Angestellte und Beamte neben der AVUS.
Die Töchter Annette, Barbara und Franziska wurden geboren. Hatte sich die Schriftstellerin durch ihre Heirat weitgehend der Rassengesetzgebung entzogen, bekam Cordelia, von den Nazis als “Volljüdin” eingestuft, Probleme. 1941 musste sie ihre Familie verlassen und den Judenstern tragen. Schließlich wird sie im Beisein der Mutter von der Gestapo genötigt, ein Papier zu unterzeichnen, das ihrem Todesurteil gleichkam. Sie wurde 1943 deportiert, überlebte Auschwitz. Ihre Mutter sah sie 1949 nur noch ein Mal wieder.
Da stand Elisabeth Langgässer auf dem Zenith ihres schriftstellerischen Schaffens. Dankbar begrüßte das Publikum die Schriftstellerin als Vertreterin eines religiösen und zugleich unpolitischen Humanismus. Sie versöhnte die literarische Welt, indem sie das theologische Erklärungsmuster von Sündenfall, Erlösung und Gnade als eigentliche Ursache für die Verbrechen des Nationalsozialismus beschrieb. Auch Thomas Mann applaudierte. 1948 verließ die Familie Berlin und zog nach Rheinzabern. Die Multiple-Sklerose-Erkrankung der Schriftstellerin schritt voran, Elisabeth Langgässer starb 1950.
“Unsicher sah die Tochter die Mutter an, und ihr Blick traf auf eine weiße Maske, worin der allzu rote Mund wie eine Wunde glühte. Von der Mutter war im Augenblick keine Unterstützung zu erwarten, das wurde dem Mädchen sofort klar...”, schreibt Cordelia in ihren Erinnerungen.