Karl Freiherr vom und zum Stein

Staatsmann

vom Stein 1804, Gemälde
Karl Freiherr vom Stein, Gemälde von Johann Christoph Rincklake, 1804

* 26.10.1757 in Nassau/Lahn
† 29.6.1831 in Cappenberg/Westfalen

Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein entstammt einem alten Adelsgeschlecht, das die Burg bei Nassau bewohnte und weitere Güter an Lahn, Rhein, Mosel und Ahr besaß. Obwohl Karl das neunte von zehn Kindern war und zwei ältere Brüder hatte, wurde er als Familienerbe eingesetzt.

Zunächst studierte er einige Semester Rechtswissenschaften in Göttingen. Statt eines Examens führten ihn Bildungsreisen nach Wien, Ungarn, Frankreich und später England, wo er sich mit Bergbau und Verhüttung vertraut machte. Durch die verwandtschaftlichen Verbindungen zum preußischen Bergbau- und Industrieminister Heynitz trat Stein 1780 als dessen Mitarbeiter in den Staatsdienst ein. 1784 war er bereits Direktor der westfälischen Bergämter, wechselte 1787 in die allgemeine Verwaltung und wurde 1793 Oberpräsident aller Verwaltungsbehörden in den westlichen Teilen Preußens, also preußischer Statthalter im Westen. In diesem Jahr heiratete er auch Wilhelmine Gräfin von Wallmoden-Gimborn, mit der er später zwei Töchter hatte. 1804 wurde Stein als preußischer Finanz- und Wirtschaftsminister nach Berlin berufen, wo er am Festungsgraben 1 wohnte.

Palais am Festungsgraben
Palais am Festungsgraben

Schon früh rief er dazu auf, den preußischen Staat durch Gebiets-, Verfassungs- und Verwaltungsreformen leistungsfähiger zu machen, um die nationale Unabhängigkeit vom napoleonischen Frankreich zu sichern. Im Januar 1807 fiel er beim preußischen König Friedrich Wilhelm III. in Ungnade, weil er auf harsche Weise die adligen Kabinettsräte angegriffen hatte. Nach seiner Entlassung fasste er seine politischen Vorstellungen in der »Nassauer Denkschrift« zusammen.

Im Juli 1807 holte der König Stein als leitenden Minister nach Berlin zurück. Mit seinem Namen sind Reformen im Regierungssystem, im Behördenwesen, in der Sozialstruktur, im Militär und im öffentlichen Unterricht Preußens verbunden. Herausragende Maßnahmen sind die so genannte Bauernbefreiung (die Bauern wurden zwar persönlich frei, nicht aber von herrschaftlichen Lasten und Diensten befreit) und die preußische Ständeordnung von 1808.

Stein-Denkmal vor dem Berliner Abgeordnetenhaus
Stein-Denkmal vor dem Berliner Abgeordnetenhaus

Ende diesen Jahres wurde Napoleon ein kompromittierender Brief Steins in die Hände gespielt, worauf ihn der König entlassen musste. Napoleon sprach die Acht über Stein aus, der floh außer Landes. Sein Reformwerk blieb ein Torso und wurde seit 1810 mit veränderter Zielsetzung von Karl August von Hardenberg fortgeführt. 1812 berief Zar Alexander Stein zum Berater, er wurde Mitorganisator und Motor des von Russland ausgehenden Befreiungskampfes gegen Napoleon.

1819 gründete Stein die “Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde” und begann – zum großen Teil aus eigenen Mitteln – die bis heute fortgeführte Sammlung der deutschen Geschichtsquellen des Mittelalters (Monumenta Germaniae Historica) herauszugeben. Stein starb im Alter von 73 Jahren auf seinem Gut in Cappenberg und wurde auf dem Familienfriedhof in Frücht (bei Bad Ems) beigesetzt.

Wenn dem Volk alle Teilnahme an den Operationen des Staates entzogen wird, kommt es bald dahin, die Regierung teils gleichgültig, teils in einzelnen Fällen in Opposition mit sich zu betrachten.
Stein, politisches Testament vom 24. November 1808