LUDWIG BAMBERGER

Reichstagsabgeordneter

Ludwig Bamberger, vermutlich 1899

* 22.07.1823 in Mainz
† 14.03.1899 in Berlin

Eines kann allerdings weder ein Gesetz noch ein Statut, und wären sie die vollkommensten, gewähren, das heißt die richtige Anwendung richtiger Vorschriften. Hier muss die menschliche individuelle Fähigkeit die letzte Vollendung beschaffen. Eine schlechte Fahrordnung kann viel Unheil stiften, eine gute viel Unheil verhüten, aber ein guter Kutscher ist auch bei der besten Fahrordnung unentbehrlich.
Ludwig Bamberger, zitiert nach Hans Tietmeyer

Ohne Zweifel war Ludwig Bamberger einer der bedeutendsten deutschen Parlamentarier der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Sohn einer jüdischen Kaufmanns- und Bankiersfamilie aus Mainz schloss 1847 seine Ausbildung als Jurist ab. In den Revolutionsjahren 1948/49 trat er als Volksredner und Publizist hervor und veröffentlichte in der Mainzer Zeitung radikal-demokratische Leitartikel. Vehement setzte er sich darin für die Schaffung eines deutschen Einheitsstaates ein, denn die Zersplitterung in Kleinstaaten galt ihm als Hauptursache für die beschränkte, unpolitische Mentalität der Deutschen. An der pfälzischen Erhebung von 1849 beteiligte sich Bamberger sowohl als Volksredner als auch militärisch im Freicorps. Nach der Niederlage der Freischärler rettete er sich durch Flucht in die Schweiz und wurde 1949 in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Sein Onkel nahm ihn daraufhin in einem Londoner Privatbankhaus in die Lehre. 1852 heiratete Bamberger in Rotterdam seine Freundin aus Kindertagen, Anna Belmont aus Alzey. 1853 wurde er in die Pariser Filiale der Bank versetzt und entwickelte sich zum Experten für Wagniskapital und Außenhandel. Auch in Paris war er weiter publizistisch für deutsche Blätter tätig, legte allerdings den Linksradikalismus seiner Jugend ab und wurde zu einem Vorkämpfer des Wirtschaftsliberalismus.

Als 1867 eine Amnestie für die Alt-48er gewährt wurde, kehrte Bamberger nach Deutschland zurück, um für die Nationalliberale Partei für einen Sitz im Deutschen Zollparlament zu kandidieren. Nach dem Krieg 1870/71 und der Gründung des Zweiten Deutschen Reiches zog Bamberger in den Reichstag ein, der sich damals noch nicht in dem erst 1894 eingeweihten Wallot-Bau befand, sondern im Gebäude der Königlichen Porzellanmanufaktur (Leipziger Straße 4).

Reichbank in der Jägerstraße um 1900

Die Reichsgründung brachte zunächst große monetäre Verwirrung: Im Norden herrschte die Taler-, in den südlichen Staaten die Gulden-Währung. Insgesamt gab es sieben verschiedene Münzsysteme, 33 Notenbanken, 21 deutsche Staaten hatten Staatspapiergeld ausgegeben. Mit dem 1871 verabschiedeten “Gesetz betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen” wurde eine einheitliche Währung eingeführt und vom Silberstandard zur Goldwährung übergegangen.

Entscheidende Änderungen des Gesetzentwurfes gingen auf Ludwig Bamberger zurück. 1874 legte der Bundesrat den Entwurf eines Bankgesetzes vor. In den Beratungen erwarb sich Bamberger seine größten politischen Verdienste durch sein hartnäckiges Beharren auf der Gründung einer Reichsbank. Durch seinen Antrag wurde die Reichsbank (Jägerstraße 34-38) zur Zentralbank Deutschlands und Hüterin der Goldgrundlage der Währung, weshalb Bamberger mit Recht als “Vater der Reichsbank” gilt.

Reichsbank, Siegelmarke

Ab Mitte der 1870er Jahre wuchsen die Konflikte mit Bismarck: Bamberger sprach sich gegen Bismarcks Schutzzollpolitik, das Sozialistengesetz und den Kolonialismus aus. 1893 zog er sich vom politischen Tagesgeschäft zurück. Er starb am 14. März 1899 nach einem Schlaganfall.

Ich nehme kein Gesetz an ohne Reichsbank und ich nehme jedes Gesetz an mit einer Reichsbank.”
Ludwig Bamberger während der Beratungen des Bankgesetzes