Friedrich Wolf
Arzt und Dramatiker
23.12.1888 in Neuwied/Rhein
† 05.10.1953 in Lehnitz bei Berlin
Friedrich Wolf wurde als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Neuwied geboren. Nach dem Abitur studierte er Medizin aber auch Philosophie und Kunstgeschichte an verschiedenen Universitäten, darunter von 1910 bis 1912 in Berlin. Dort lebte er äußerst sparsam, um sich häufige Theaterbesuche leisten zu können: »Aber die Aufführungen aus jener klassischen Zeit des Deutschen Theaters (…) sind mit Schuld daran, dass ich mehr und mehr meinen soliden, ehrhaften Arztberuf verließ und dem Theater verfiel.«
Friedrich Wolf 1953
Nach der Promotion über Multiple Sklerose im Kindesalter, der Assistenzzeit und einer Phase als Schiffarzt wurde Wolf mit Kriegsbeginn Truppenarzt an der Westfront und schnell zum Kriegsgegner und Pazifisten. Nach einer Reihe von Anti-Kriegs-Gedichten veröffentlichte er 1917 seine erste größere Prosa und sein erstes Drama »Mohammed«.
Als Stadtarzt in Remscheid baute Wolf 1920 gemäß seinem Selbstverständnis als »Arzt der kleinen Leute« eine Säuglings- und Mutterberatung sowie die Schul- und Gewerbehygiene auf und war an der Niederschlagung des Kapp-Putsches beteiligt. Einem kurzen Intermezzo in einer Landkommune in Worpswede folgten Anstellungen als Arzt in Höllstein und Stuttgart, begleitet von einer regen schriftstellerischen Tätigkeit. 1927 trat Wolf in die KPD ein und veröffentlichte die programmatische Schrift »Kunst als Waffe«. Ein Jahr später kam sein viel gelesenes medizinisches Hausbuch »Die Natur als Arzt und Helfer« heraus.
Mit seinem 1929 im Lessingtheater am heutigen Kapelleufer 1 uraufgeführten und 1930 verfilmten Stück »Cyankali« übte er laut Kritik am starren Paragraphen 218 und wurde 1931 unter dem Verdacht, selbst Abtreibungen vorgenommen zu haben, verhaftet, nach Protestdemonstrationen aber wieder frei gelassen. Die Nationalsozialisten verboten alle seine Schriftstücke. Durch einen Zufall konnte Wolf 1933 kurz vor seiner geplanten Verhaftung in die Sowjetunion emigrieren. Wegen politischer Differenzen mit dem Stalinismus wollte er sich 1939 den Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg anschließen, wurde aber vorher in Paris verhaftet und ins Konzentrationslage Le Vernet gebracht. Auf Druck der Sowjetunion kam er 1941 frei und kehrte nach Moskau zurück.
Nach Kriegsende kehrte Wolf nach Berlin zurück und widmete sich vielfältigen kulturpolitischen Aktivitäten – unter anderen gehörte er zu den Mitbegründern der DEFA. 1949 wurde er erster Botschafter der DDR in Polen. Knapp zwei Jahre später bat er jedoch um seine Entlassung, um sich wieder seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen zu können. Im Oktober 1953 starb er an den Folgen eines Herzinfarktes. Friedrich Wolf hatte vier Kinder aus zwei Ehen. Sein Sohn Markus wurde Spionagechef der DDR, Sohn Konrad ein bekannter Filmregisseur.
»Ein Dichter, der heute noch l´art pour lárt: die Kunst des ästhetischen Spielens willen vollführt, dieser Verse- und Szenebastler, er ist in unserer Zeit der Arbeitslosenheere, der Mütterselbstmorde und Abtreibungsparagraphen, der Wohnungsnot, Grubenunglücke und Eisenbetongerüste ein Ziseleur, ein Filigranschmied …aber kein Dichter, der unseren Tagen etwas zu sagen hat!«
Friedrich Wolf, Kunst als Waffe, 1928