Carl Zuckmayer

Dramatiker

Portraitfoto aus dem Jahr 1920
Zuckmayer 1920

27.12.1896 in Nackenheim
† 18.01.1977 in Visp

»Meine Heimat ist Rheinhessen, und das heißt, dass sie landschaftlich nichts mit dem zu tun hat, was man unter Rhein-Romantik versteht. Diese Gegend zeigt in ihrer starken, besonnten Fruchtbarkeit ein äußerst einfaches, nüchternes Gepräge. Die Rebstöcke stehen ordentlich und brav, die Obstbäume in Reihen gegliedert, alles Land ist Nutzland, und nur der rötliche Hautglanz der Erde verrät etwas von ihrem heimlichen Heißblut, von ihrem gezügelten Temperament
»Als wär´s ein Stück von mir«

Anfang des 20. Jahrhunderts zog die Familie Zuckmayer nach Mainz, wo Carl 1914 das Notabitur ablegte und sich als Kriegsfreiwilliger meldete. Anfängliche Begeisterung wich Entsetzen über die Grausamkeit des Krieges, das sein weiteres Werk prägte. Nach dem Krieg studierte Zuckmayer verschiedene Fächer in Frankfurt und Heidelberg, schrieb für die avantgardistische Zeitschrift »Das Tribunal« und verkehrte in linken Künstler- und Intellektuellenkreisen. Zu seinen Freunden zählten Carlo Mierendorff, Theodor Haubach, Emil Lederer, Rudolf Schlichter, Paul Hindemith, Oskar Kokoschka und Heinrich George, die er warmherzig in seiner Autobiographie portraitiert.

Erstausgabe von 1930
Erstausgabe von 1930

1920 ging er nach Berlin, wo sein erstes Stück »Kreuzweg« uraufgeführt wurde. Obwohl das Stück durchfiel, gab er das Studium auf, um im Berliner Theater-Milieu aufzugehen. Es folgte eine Zeit großer Armut mit verschiedenen Gelegenheitsjobs, zum Teil am Rande der Legalität. Ein Engagement in Kiel wurde wegen eines Skandals um das Stück »Der Eunuch« beendet. Als zweiter Dramaturg am Schauspielhaus in München lernte Zuckmayer Bertolt Brecht kennen, mit dem er Ende 1923 ein Engagement am Deutschen Theater, Schumannstraße 13 a in Berlin erhielt. Das Stück »Pankraz erwacht oder Die deutschen Hinterwäldler« wurde sein zweiter herber Misserfolg. Den Sommer 1925 verbrachte Zuckmayer als Hausgast im “Ritter-Schloss” an der Friedrich-Karl-Straße 29 (heute Am Sandwerder). Vor seinem Gastgeber, dem Bankier Ernst Goldschmidt, verbarg er seine Abneigung gegen das Haus. In dieser Zeit schrieb Zuckmayer die Komödie „Der fröhliche Weinberg“, die zum meistgespielten Theaterstück der 1920er-Jahre wurde.

Im gleichen Jahr heiratete Zuckmayer Alice von Herdan. Ihre zweite Tochter erhielt in »etwas infantiler Laune« den Namen Winnetou. Sein Mundart-Erfolg »Der fröhliche Weinberg«, für den Zuckmayer den Kleist-Preis erhielt, wurde zwar ein sensationeller Bühnen-Erfolg in Berlin, löste aber in anderen Städten, vor allem in Rheinhessen, scharfe Proteste aus. Im Herbst 1927 folgte der zweite große Erfolg mit dem »Schinderhannes«, 1928 »Katharina Knie«. »Der Hauptmann von Köpenick«, der im März 1931 Premiere hatte, wurde in Theaterkreisen gefeiert, und brachte dem Autor den Hass nationalsozialistischer Kreise ein.

Briefmarke der Post zum 100. Geburtstag

1932 hielt Zuckmayer als Mitglied der Eisernen Front im Preußischen Herrenhaus, Leipziger Straße 4, eine Rede gegen Goebbels und die politische Zensur aus Anlass des Verbots des Remarque-Films »Im Westen nichts Neues«. Nach der Verhaftung oder Emigration enger Freunde verließ die Familie 1933 Berlin und verlegte ihren Wohnsitz nach Henndorf in Österreich. Dem Aufführungsverbot in Deutschland wegen seiner jüdischen Abstammung und politischen Unzuverlässigkeit folgte der Haftbefehl, so dass Zuckmayer nach dem »Anschluss« Österreichs 1938 zunächst in die Schweiz floh und 1939 nach Amerika emigrierte. Da er sich beim Drehbuchschreiben den Diktaten Hollywoods nicht beugen wollte, überstand Zuckmayer den Krieg als Farmer in Vermont. 1946 kehrte er als Zivilbeauftragter für Kultur der amerikanischen Regierung nach Deutschland zurück und kam ins zerstörte Berlin. Nach der Premiere von »Des Teufels General« quittierte er den Dienst, um unermüdlich zu politischen Diskussionsveranstaltungen und Vorträgen zu reisen. 1950 schrieb er den »Gesang im Feuerofen«, 1955 »Das kalte Licht«, 1966 seinen größten Prosa-Erfolg, die Erinnerungen »Als wär´s ein Stück von mir«. Von 1958 bis zu seinem Tod lebte Zuckmayer mit seiner Frau in Sass Fee.