ERNST BLOCH

Philosoph

Ernst Bloch auf dem 15. Schriftstellerkongreß 1965 in Berlin

* 08.07.1885 in Ludwigshafen
† 04.08.1977 in Tübingen

Ernst Bloch gilt als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhundert. In seinem dreibändigen Hauptwerk »Das Prinzip Hoffnung« (1954 – 1959) formulierte er seine Hoffnung auf eine Welt, in der die Entfremdung des Menschen von Gesellschaft und Natur überwunden wird. Bloch träumte den Traum vom besseren Leben in einer besseren Welt. Eine Zeit lang träumte er ihn in Berlin.

Nach dem Abitur begann Bloch ein Studium in München, promovierte 1908 in Philosophie in Würzburg. Der junge Doktor ließ sich als Privatlehrer und Publizist in Berlin nieder. Dort lernte er den ungarischen Marxisten Georg Lukács kennen, mit dem er später zum Kreis um den Soziologen Max Weber gehören wird. 1914 heiratete er die vermögende Bildhauerin Else von Stritzky.

In den kommenden Jahren sollte Bloch ein Schreibender, Reisender und Flüchtender bleiben. Der »Geist der Utopie«, sein bekanntestes Frühwerk, erschien 1918. Bloch wurde Mitglied der KPD und lebte in den 20er Jahren als freier Autor in Berlin. Hier traf er Gleichgesinnte wie Walter Benjamin, Bert Brecht und Otto Klemperer.  Elsa starb 1921, Bloch erbte das Vermögen der baltischen Brauereibesitzerstochter und heiratete im Folgejahr die Malerin Linda Oppenheimer. Tochter Mirjam wurde 1928 geboren, die Ehe im selben Jahr geschieden.

Gedenktafel an der Kreuznacher Straße

Ab Anfang 1930 wohnte Bloch mit seiner späteren dritten Frau, der jüdischen Architektin Karola Piotrkowska, in der Kreuznacher Straße 52, im ´Roten Block´ der Künstlerkolonie in Berlin-Charlottenburg (zwischen Breitenbachplatz und Laubenheimer Straße). Dort herrschte Bohème-Atmosphäre, hatte sich eine fröhliche Gemeinschaft von Künstlern, Schriftstellern und Lebenskünstlern gefunden. Die Schläger der SA zerstörten das Großstadt-Idyll. Nach einer Großrazzia im März 1933 flohen viele der Bewohner in die Emigration.

Bloch ging nach Zürich und heiratete Karola. Das Paar blieb bis zusammen und wechselte ständig den Wohnort. In Paris nahm Bloch am Kongress der Antifaschisten teil, in Prag druckt die Exilzeitschrift »Neue Weltbühne« seine Artikel. Als die Familie 1938 in die USA ging, war Sohn Jan Robert gerade ein Jahr alt. Bloch soll sehr dankbar gewesen sein, als ihn 1947 der Ruf der Universität Leipzig ereilte und er somit zum ersten Mal einen Lehrstuhl erhielt, was auch seine finanzielle Situation verbesserte.

Ernst Bloch mit Rudi Dutschke, vermutlich 1968
Ernst Bloch mit Rudi Dutschke, vermutlich 1968

Nicht lange währte der Friede zwischen den stalinistisch geprägten Machthabern der DDR und dem Marxisten Bloch. 1955 noch mit dem Staatspreis der DDR geehrt, wurde ihm zwei Jahre später die Lehrerlaubnis entzogen. Er blieb dennoch in Leipzig und veröffentlichte im Berliner Aufbau-Verlag »Das Prinzip Hoffnung«.

Als das Ehepaar Bloch 1961 während einer Vortragsreise durch die Bundesrepublik vom Mauerbau überrascht wurde, blieb es im Westen. Bloch nahm eine Gastprofessur für Philosophie in Tübingen an. Nun startete der 76jährige noch einmal durch: Gesamtausgabe im Suhrkamp Verlag, Vorträge im In- und Ausland, Rezeption bis nach Japan, Präsenz in den Medien und internationale Ehrungen folgten. Der Bruch mit dem DDR-Regime war vollzogen, am »Geist der Utopie« und dem »Prinzip Hoffnung« hielt er weiter fest. Er protestierte gegen den Vietnamkrieg, beflügelte die Studentenrevolte von 1968, diskutierte mit Rudi Dutschke über dialektisch-materielle Prozesse. Seine Heimatstadt Ludwigshafen verlieh ihm 1970 die Ehrenbürgerschaft, stiftete 1985 mit dem Ernst-Bloch-Preis einen der bedeutendsten Philosophie-Preise im deutschsprachigen Raum und richtete 1997 ein nach Bloch benanntes Kultur- und Wissenschaftsinstitut ein.