Elisabeth Darapsky

Historikerin und Gegnerin des NS-Regimes

Portraitfoto Elisabeth Darapsky

* 03.11.1913 in Mainz
† 30.07.1998 in Mainz

Elisabeth Darapsky wurde 1913 als Tochter eines Bankdirektors in Mainz geboren. Sie wuchs in einem streng katholischen Elternhaus auf. Nach dem Tod ihres Vaters nahm ihr älterer Bruder Emil Darapsky die Vorbildrolle für seine fünfjährige Schwester ein. An Universitäten in Frankfurt, Gießen und Köln studierte sie nach ihrem Schulabschluss Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaften. 1939 promovierte sie an der Universität Köln, in ihrer Dissertation bearbeitete Elisabeth das Thema “Die ländlichen Grundbesitzverhältnisse des Kölnischen Stiftes St. Gereon bis 1500“.

Schon vor ihrer Promotion begann Elisabeth Darapsky als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Mainzer Stadtarchiv. Als sie dort verbeamtet werden sollte, schaltete sich aber die NSDAP-Kreisleitung ein und verhinderte dies aufgrund fehlender Gefolgschaft gegenüber dem Regime der Nationalsozialisten. Tatsächlich ist Elisabeth Darapsky nie einer nationalsozialistischen Organisation beigetreten. Sie empfand den 2. Weltkrieg, wie sie in einem Brief schrieb, als selbstverschuldetes Strafgericht für Deutschland. Ihr Bruder Emil Darapsky, der aus gesundheitlichen Gründen aus der Wehrmacht entlassen wurde und später als Lehrer in Wöllstein arbeitete, teilte diese Einstellung seiner jüngeren Schwester.

Die Familie schrieb sich Briefe, in denen sie ihre Kritik an der nationalsozialistischen Ideologie, an der politischen Lage und dem Krieg offen miteinander teilte. So bezeichnete Emil Darapsky Hitler in einem seiner Briefe als "Oberteufel", den von Hitler verschuldeten Krieg als aussichtslos und die Wehrmachtsberichte als verlogen. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass ihnen diese privaten Briefe einmal zum Verhängnis werden könnten. Tatsächlich war die Gestapo auf Emil Darapsky, der sich als Lehrer nicht systemtreu äußerte, aufmerksam geworden und fing die Post der Familie ab. Es folgten Hausdurchsuchungen, bei denen entsprechend belastendes Material gefunden wurde. Kurz nachdem die Mutter der beiden Geschwister im September 1943 starb, kam es am 14. Oktober 1943 zur Verhaftung von Emil und Elisabeth Darapsky und zwei weiteren Regimekritikern durch die Geheime Staatspolizei. Im Mainzer Polizeigefängnis blieben sie daraufhin für drei Monate in Untersuchungshaft.

Gedenktafel Bellevuestraße 3

Am 30. Januar 1944 saßen die vier verängstigt im Zug nach Berlin, wo die Geschwister im Zuchthaus Moabit (Alt-Moabit 12a) auf ihren Prozess warten mussten. Elisabeth Darapskys wurde offiziell aus dem Dienst der Stadt Mainz entlassen. Erst am 6. September begann der Prozess vor dem Volksgerichtshof (Niederkirchstraße 5 / Eingang Bellevuestraße 3) die Anklage lautete auf Wehrkraftzersetzung, also ein Straftatbestand, für den üblicherweise die Todesstrafe verhängt wurde. Emil und Elisabeth Darapsky wurde vorgeworfen, sie hätten die Briefe an die Öffentlichkeit bringen wollen. Die Briefe wurden Emil Darapsky zum Verhängnis: Am 6. September 1944 wurde er zum Tode verurteilt und am 30.Oktober 1944 gehängt. Den Geschwistern wurde es von einem Wachmann ermöglicht, sich noch ein letztes Mal zu sehen und voneinander zu verabschieden.

Gefängnis Moabit

Bis zur Befreiung durch die Alliierten am 7. Mai 1945 blieb Elisabeth Darapsky in Haft. Bei dem Prozess im Dezember 1944 hatte man sie zu fünf Jahren Zuchthaus und Ehrverlust verurteilt. Sie wurde in den Vollzugsanstalten in Berlin-Moabit und in Waldheim (Sachsen) gefangen gehalten. Der Leiter der Stadtbibliothek Mainz Richard Dertsch, ein Nationalsozialist, schrieb ihr einen tröstenden Brief ins Gefängnis. Daraufhin kam er selbst in Haft und wurde seines Postens enthoben.

Im Juni des Jahres der Befreiung durch die Alliierten kam Elisabeth Darapsky zurück nach Mainz. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin trat sie ihre alte Stelle im Stadtarchiv Mainz schnell wieder an und wurde am 1. Juli 1945 verbeamtet und zur Archivrätin ernannt. Bis zum Renteneintritt im Jahr 1978 blieb sie dem Archiv treu. Ihre Arbeit bestand einerseits im Ordnen und Sichten der Sammlungen und andererseits in der Rückführung der in Kriegszeiten ausgelagerten Archivalien. Elisabeth Darapsky war nicht nur eine Institution im Stadtarchiv, sondern machte sich auch wissenschaftlich einen Namen, der Schwerpunkt ihrer Arbeiten erforschte die Zeit des kurfürstlichen Mainz. 1995 erschien ihr Gesamtwerk "Mainz, die kurfürstliche Residenzstadt 1648-1792", in dem viele ihrer Forschungsprojekte zusammengefasst sind.

Weitere Informationen

Wikipedia-Webseite über Elisabeth Darapsky https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Darapsky

Wikipedia-Webseite über Elisabeth Darapskys Bruder Emil https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Heinrich_Darapsky

Wikipedia-Webseite zum Volksgerichtshof https://de.wikipedia.org/wiki/Volksgerichtshof