Walter Bruch
Fernseh-Pionier
* 02.03.1908 in Neustadt an der Weinstraße
† 05.05.1990 in Hannover
Walter Bruch war schon sehr früh an der Entwicklung des Fernsehens in Deutschland beteiligt. Als junger Techniker wurde er 1935 bei der Firma Telefunken in Berlin (Hallesches Ufer 30) angestellt. Im Jahr darauf bediente er die erste Live-Kamera der Welt bei den Olympischen Spielen, die so genannte Olympia-Kanone.
Später betreute Bruch die industrielle Fernsehanlage, welche die Tests von V2-Raketen in Peenemünde dokumentierte. Ob sich Walter Bruch zustimmend oder distanzierend zum NS-Regime verhielt, ist nicht eindeutig belegt.
Walter Bruchs Name ist bis heute mit dem PAL-Farbfernseh-System verbunden, das in dem von ihm geleiteten Telefunken-Labor in Hannover entwickelt wurde. Er war ein genialer Verkäufer, der wortgewandt für PAL warb. So antwortete er Quizmaster Hans-Joachim Kulenkampff auf dessen Frage nach dem Unterschied zwischen PAL und den konkurrierenden SECAM und NTSC-Systemen: “PAL ist einfach das Bessere.”
Der Konflikt zwischen PAL und SECAM hatte auch politische Aspekte, denn SECAM war eine französische Entwicklung. In den 60er Jahren wurden noch Ressentiments zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern gepflegt, so dass über das PAL-System abwertende Scherzübersetzungen im Umlauf waren wie “pay the additional luxury” (bezahle den zusätzlichen Luxus). Bruch bereiste über Jahre die ganze Welt, um Regierungen und Institutionen vom Telefunken-System zu überzeugen. Mit Erfolg, bis zur Entwicklung des Digitalfernsehens dominierte PAL als Farbsystem in Europa, Afrika, Südamerika und Südostasien. Als entscheidenden technischen Vorteil liefert das System ein weitgehend flimmerfreies und farbgetreues Bild. Dies wird erreicht, indem die Bildsignalzeilen versetzt gesendet und damit Farbfehler ausgeglichen werden.
Das PAL-System wurde 1962 von Telefunken zum Patent angemeldet. Walter Bruch wurde mit ihm weltweit bekannt, wozu auch das öffentlichkeitswirksame Anschalten mit dem Berliner Bürgermeister Willy Brandt auf der Internationalen Funkausstellung 1967 beitrug. Bruch trat so häufig im Fernsehen auf, dass ihn bald der Spitzname “Mister Pal” begleitete. Schlagfertig antwortete er auf die Frage von Hans Rosenthal, warum er seinem System den Namen PAL und nicht Bruch gegeben habe, dass ja wohl niemand ein “Bruch-System” hätte haben wollen.
Mehr als 200 Patente sind Zeit seines Lebens auf Walter Bruch eingetragen worden, darunter mit der Nummer DE-1252731 auch ein “Farbfernsehempfänger für ein farbgetreues NTSC-System”, also das analoge Übertragungssystem aus den USA. Auch wenn Bruch von seinem PAL-System überzeugt war, forschte er doch auf breiter Basis. Der Elektro-Ingenieur, der 1931 sein Studium am Technikum Mittweida abgeschlossen hatte, wird in der “Erfindergalerie” des Deutschen Patent- und Markenamtes zitiert: “Es gibt Entwicklungen, die denkbar und machbar sind. Wer moralische, politische und ökonomische Verantwortung trägt, muss sich aber fragen, ob sie erwünscht und nützlich sind.”
Als ´Mister Pal´ bleibt Walter Bruch in Erinnerung.