August von Parseval

Luftschiff-Ingenieur

Parseval im Jahr 1902

* 5.02.1861 in Frankenthal
† 22.02.1942 in Wien

Neben Ferdinand Graf von Zeppelin war August Franz Mark von Parseval der wichtigste Pionier der deutschen Luftschifffahrt. Der langjährige Professor für Luftschiffbau an der Technischen Hochschule Berlin tüftelte bereits seit 1890 in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Hans Bartsch von Sigsfeld und dem Fabrikbesitzer August Riediger an der Konstruktion und dem Bau eines Luftschiffes, musste dieses Vorhaben aufgrund unlösbarer technischer Probleme aber zunächst auf Eis legen. Es entstanden stattdessen die steuerbaren so genannten »Drachenballons«, die eine Person tragen konnten und die kugelförmigen Ballons verdrängten. Sie wurden vor allem vom Militär für Aufklärungsflüge eingesetzt. 1900 startet in Friedrichshafen dann der erste zigarrenförmige Zeppelin.

1906 stieg Parseval in Berlin-Tegel (Kurt-Schumacher-Damm/Mündung Kapweg) auf dem Gelände des späteren Flughafens zum ersten Mal in einem nach ihm benannten Luftschiff auf. Während die Zeppeline in Starr-Bauweise ausgeführt waren (ein stoffüberzogenes Aluminiumgerüst gab ihnen ihre charakteristische Form), konstruierte Parseval Prall-Luftschiffe, so genannte Blimps, die ihre äußere Form nur durch den Gasdruck im Inneren der Ballonhülle erhielten. Gegenüber den starren Zeppelinen hatten sie den Vorteil, dass sie schnell auf- und abzurüsten waren. Besonders das Militär zeigte Interesse an den leicht transportierbaren Prall-Luftschiffen: Zusammengepackt passten die kleinen Typen auf zwei Pferde-Fuhrwerke und konnte so zu dem Ort gebracht werden, an dem sie zum Einsatz kommen sollten.

Prall-Luftschiff von Parseval im Jahr 1909
Prall-Luftschiff von Parseval im Jahr 1909

Alle Anbauten wie Leitwerke und Gondel waren an der Ballonhülle befestigt, die Motoren an der Fahrgastgondel angebracht. Eines der wichtigsten Bestandteile eines Prall-Luftschiffes war die »Ballonet«-Anlage. Dabei handelt es sich um einen oder mehrere Luftsäcke, die sich im Innenraum der Luftschiffhülle befanden und über ein Gebläse oder direkt durch die Propeller mit Luft versorgt wurden. So wurde eine Volumenveränderung des Traggases verhindert, die sonst bei Temperatur- oder Luftdruckschwankungen entstehen würde. Außerdem dienten die Ballonets zur Höhensteuerung. Bis zum ersten Weltkrieg wurden Luftschiffe wie Flugzeuge in erster Linie gebaut, um die Flugtechnik weiter zu entwickeln. Als Verkehrsmittel, im Frachtdienst oder als Kampfmittel spielten sie noch keine große Rolle.

Test eines von-Parseval-Wasserflugzeuges 1910 in Plau am See
Test eines von-Parseval-Wasserflugzeuges 1910 in Plau am See

Das änderte sich mit Ausbruch des Krieges: Beträchtliche Kriegsbudgets erlaubten die serienmäßige Herstellung militärischer Luftfahrzeuge. Parseval baute bis 1918 insgesamt 27 Exemplare – davon die letzen beiden und größten (PL 26 und PL 27) nicht mehr als reine Prall-Luftschiffe, sondern in halbstarrer Bauweise. Dabei verlieh ein von der Spitze bis zum Heck reichender Kiel die nötige Stabilität. Bis zum Ende des Krieges hatte das Flugzeug das Luftschiff allerdings mehr und mehr verdrängt. Ganz aus der Mode gekommen sind die Luftschiffe jedoch nie: Sie werden bis heute zu Werbezwecken verwendet. Der Name August von Parsevals lebt übrigens heute in Online-Spielen fort, so ist z.B. im Spiel World of Warship ein Flugzeugträger nach dem Luftfahrt-Pionier benannt.