Ralph H. Baer

Erfinder

Ralph H. Baer inmitten seiner Spiele-Erfindungen

* 08.03.1922 in Pirmasens
 † 06.12 2014 in Manchester, USA

“Connecting the dots” – die Punkte verbinden und daraus ein Konzept entwickeln. Das war Ralph Baers eigenen Angaben zufolge seine Leistung als Erfinder. Dem als Sohn eines Vertreters für Pirmasenser Schuhfabriken geborenen Baer wurde es nicht an der Wiege gesungen, dass er einmal als “Vater der Video-Spiele” bekannt sein würde. Tatsächlich hielt Baer, der von sich selbst bescheiden erklärte “I was there at the very beginning of this saga” mehr als 150 US- und europäische Patente.

Baer entwickelte als leitender Angestellter des Rüstungszulieferers Sanders Associates das Konzept und die erste marktreife Ausführung eines Videospiels. Es war seine Idee, den in den USA bereits massenhaft vorhandenen Fernseh-Bildschirm auch für Spiele wie Ping-Pong zu nutzen. Die Konsole Odyssey, 1972 auf den Markt gebracht von der Firma Magnavox, verkaufte sich 350.000 Mal. Anders als Baers Prototyp funktionierte sie nur schwarz-weiß. Dafür ermöglichte Magnavox mit Steckplatinen den Wechsel unter 12 verschiedenen Spielen.

Zunächst wurde Baer in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen. Die Computerfirma Atari, deren Teilhaber Nolan Bushnell ähnliches Verkaufstalent besaß wie Apple-Chef Steve Jobs, bewarb im gleichen Jahr den Erfolg ihres Münzspiel- Automaten mit dem Spiel “Pong” als eigene Idee. Allerdings konnte Baer mit einem von Bushnell unterschriebenen Besucherzettel von einer öffentlichen Vorführung der Odyssey nachweisen, dass “Pong” keine Eigen- sondern eine Weiterentwicklung war. Atari musste nach einem Rechtsstreit zahlen, dennoch blieb Bushnell in der Erinnerung lange der Ruhm als vermeintlicher  Gründervater.

Ralph H. Baer mit dem damaligen Leiter des Computerspielemuseums Andreas Lange 2006

Baer genoss die späte Genugtuung, nicht nur mit der ersten Videospiel-Konsole, sondern auch mit zahlreichen weiteren Spielen – besonders bekannt: Senso – großen Erfolg erzielt zu haben.

Baer hat vor Jahrzehnten das geschaffen, was heute Xbox, Playstation oder Gamecube heißt. Baers Erfindung dürfe man nicht unterschätzen, denn “Computerspiele sind von Anfang an integraler Bestandteil und bis heute treibende Kraft der Computerentwicklung insgesamt”, betonte Andreas Lange, Gründungsdirektor des Computerspielemuseums (Karl-Marx-Allee 93A) im kleinen Katalog zur Sonderausstellung “pong. Mythos”. Deshalb wird Baer vom Computerspielemuseum in Berlin geehrt.

Er war einige Jahre aktiver Schirmherr des von einem gemeinnützigen Verein geführten Museums. Baer hielt per E-Mail Kontakt und hat das Museum 2006 auch persönlich besucht. Gemeinsam mit Kindern und Enkelkindern reiste er im hohen Alter erstmals zurück nach Deutschland, von wo seine Familie 1938 vor den Nazis in die USA geflohen war.

Baer bei der Überreichung der National Medal of Technology mit Präsident George W. Bush
Baer bei der Überreichung der National Medal of Technology mit Präsident George W. Bush

Dem Computerspielemuseum wie auch dem Dynamikum Science Center Pirmasens, einem interaktiven Museum zum Thema Bewegung in seiner Geburtsstadt, hatte Baer je eine Replik der “Brown-Box”, wie der Prototyp der Odyssey genannt wurde, geschenkt. Das Dynamikum berichtete: “Wir sind sehr beeindruckt, wie stabil die Technik der Brown Box dem täglichen Dauerbetrieb standhält! Das ist, verglichen mit hochmodernen Medienstationen, durchaus bemerkenswert.”

Seine neue Heimat USA hatte Baer mit der National Medal of Technology, überreicht vom Präsidenten, und mit der Aufnahme der originalen Brown Box und der umfangreichen Notizbücher Baers in das Archiv des Smithonian-Museums gewürdigt.

Er wurde zudem aufgenommen in die National Inventors Hall of Fame.

 

Weitere Informationen:

Wikipedia-Artikel zu Ralph H. Baer

Film (englisch) des Youtube-Kanals “Motherboard”:
Meet Ralph Baer, the Father of Video Games