Friedrich Karl Ströher
Künstler
* 3. September 1876 in Irmenach/Hunsrück
† 14. Dezember 1925 in Irmenach
Friedrich Karl Ströher war ein Weltenbummler. Sein Zuhause war Irmenach im Hunsrück, sein Wohnsitz lange Zeit Berlin. Aus kleinbäuerlichen Verhältnissen stammend hatte Ströher seine Reise durch halb Europa angetreten. Er bildete sich fort, interessierte sich für Kunst und Literatur und träumte wohl auch manchmal von der Weltrevolution. Das flirrende Licht der Provence veränderte seine Sehweise. Da war aus dem gelernten Stubenmaler längst ein Künstler geworden. »Des Künstlers Kraft liegt in der Heimat. Dazu dienten also die vielen Reisen, dass sie mich dieses erkennen ließen«, stellte er nach Jahren der Wanderschaft fest und kehrte heim in den Hunsrück. Dort starb er mit nur 49 Jahren.
Ströher war 25 Jahre alt, als er 1901 das erste Mal nach Berlin kam, fleißig und ehrgeizig. Er studierte in Paris und arbeitete bei Bedarf in seinem angestammten Beruf, um Miete, Lehrgeld und Material zahlen zu können. Der Berliner Maler Walter Leistikow erkannte Ströhers Talent. Er bekam die Chance, bei der Jahresausstellung der Berliner Sezession mitzuwirken, die sich Ende des 19. Jahrhunderts als Gegenbewegung zum verstaubten Akademiebetrieb gegründet hatte. Viele bereits arrivierte Künstler stellten dort aus. Die Teilnahme verschaffte Ströher also ein gewisses Renommée. Da die erhofften Folgeaufträge aber ausblieben, kehrte er frustriert nach Paris zurück, wo er sich als freischaffender Künstler, Student und Maler durchschlug.
Im Mai 1905 ließ Ströher sich dennoch in Berlin nieder. Er wurde Meisterschüler von Arthur Kampf an der Akademie der Künste am Pariser Platz. Der Professor stand im Verdacht, mit sozialistischem Gedankengut zu sympathisieren. Ströher war vor allem von Kampfs ungeschminkter Darstellung ärmlicher Milieus angetan. »Rinnsteinkunst«, schimpfte Kaiser Wilhelm II. Bis 1911 hatte Ströher nun Anspruch auf ein Atelier und einen finanziellen Zuschuss für Material und Modelle. Eine relativ stabile Arbeitssituation im Vergleich zu den Pariser Hungerjahren. Geldknappheit blieb dennoch eine Konstante in Ströhers Leben. Eine Reise in die Provence im Jahr 1910 wurde zum künstlerischen Schlüsselerlebnis. Ähnlich wie van Gogh, der dort 1888 seine Sonnenblumen gemalt hatte, konnte Ströher sich dem Einfluss des Lichts der südlichen Sonne nicht entziehen. Dieses flüchtige Spiel von Licht und Schatten suchte er auf Leinwand zu bannen, das eigentliche Motiv wurde zweitrangig.
Nach dem ersten Weltkrieg, den er als Pferdepfleger beim Landsturm überstand, kehrte Ströher nach Berlin zurück und schrieb sich an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Berlin-Charlottenburg, Hardenbergstraße/Ecke Fasanenstraße ein.
Sein Lehrer war der Bildhauer Hans Perathoner. Der große Durchbruch als Künstler wollte Ströher dennoch nicht gelingen, privates Glück fand er indes mit Charlotte Geisler. Erst mit 45 Jahren wurde Ströher sesshaft. 1921 zog er sich nach Irmenach zurück, baute dort ein Atelierhaus, heiratete die 27jährige Charlotte und freute sich 1923 über die Geburt von Sohn Peter.
Das bäuerliche Leben im Rhythmus der Jahreszeiten wurde Ströhers bevorzugtes Motiv. Seine authentischste Schaffensperiode, fernab von fremden Einflüssen und Reizen. Ein sicheres Einkommen garantierte das nicht. Geld verdiente Ströher mit der Gestaltung von Plakaten, Exlibris oder Weinetiketten. Im Notfall arbeite er wieder als Stubenmaler für Handwerkerlohn. Friedrich Karl Ströher starb 1925 in Irmenach, wo er auch begraben liegt. Sein nahezu komplettes Lebenswerk zeigt das Hunsrück-Museum in Simmern.