Curt Goetz

Autor, Schauspieler, Regisseur

Portraifoto Goetz
Goetz in den 1950er Jahren

* 17.11.1888 in Mainz
† 12.09.1960 in Grabs (St. Gallen)

Ich bin vor allem aber dankbar – dem Theater! Ich bin ihm verfallen! Dem Theater mit seinem zauberischen Duft von Schminke, Mastix, versengten Haaren, impräg- nierten Bauernstuben, Wäldern und Palästen. Ich liebe es von der Versenkung bis zum Schnürboden, von der Requisitenkammer bis zum Souffleurkasten.
 C. Goetz, Memoiren

Wer die Wirkungsstätten von Curt Goetz in Berlin besuchen will, sollte ins Renaissance-Theater (Hardenbergstraße/Ecke Knesebeckstraße) nach Charlottenburg gehen. Dort hat der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller zahlreicher Boulevardstücke seine größten Erfolge gefeiert. “Das Haus in Montevideo” und “Dr. med. Hiob Prätorius” festigten sein Ansehen als solider Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmschauspieler: Curt Goetz, ein Allrounder des gehobenen Boulevards.

Renaissance-Theater, Eingang

Seine Geburtsstadt Mainz kannte Goetz nur von Gastspiel-Auftritten. Nach dem Tod des Vaters 1890 zog Mutter Selma mit dem Zweijährigen nach Halle/Saale. Dort leitete sie eine Privatklinik. Rasch zeigte der Kleine sein schauspielerisches Talent, gab zur Erheiterung der Patienten kleine Vorstellungen und begann, kurze Stücke zu verfassen. Nach dem Abitur wollte Goetz Medizin studieren, doch die wirtschaftlichen Verhältnisse ließen dies nicht zu. Der 18jährige beschloss zur Bühne zu gehen. Dieser Wunsch führte ihn 1906 nach Berlin. Wie Goetz in seinen Erinnerungen notierte, reduzierte sich der Schauspielunterricht bei Emanuel Reicher auf drei Stunden, dann konnte der Meister nichts mehr für ihn tun. Derart ausgerüstet landete Curt Goetz am Stadttheater Rostock. Er spielte kleine Rollen, jeden Abend auf der Bühne, jeden Tag Theater, das wird seine Welt. Goetz lernte seinen Beruf von der Pieke auf. Im Jahre 1911 kehrte Goetz nach Berlin zurück.

Er spielte an den renommierten Barnowsky-Bühnen (Kleines Theater), und begann Theaterstücke zu schreiben. “Nachtbeleuchtung”, “Menagerie”, “Ingeborg”, “Die tote Tante”, “Hokuspokus”, “Dr. med. Hiob Prätorius”, “Zirkus Aimée” erschienen in den kommenden Jahren. Curt Goetz muss gearbeitet haben wie ein Besessener, und er war wohl auch einer. Er verfasste Theaterstücke, arbeitete als Regisseur, eilte als Schauspieler von Premiere zu Premiere.

Szenenfoto aus Hokuspokus

Und Goetz verstand sich auf Mehrfachverwertung. Er schrieb sich und seiner zweiten Frau Valérie von Martens die Rollen auf den Leib, glänzte dann auch in den Verfilmungen unter eigener Regie. 1930/1931 leitete Curt Goetz das Lustspielhaus an der Friedrichstraße, mit “Hokuspokus” wird sein erstes eigenes Stück mit den damaligen Publikumslieblingen Lilian Harvey und Willy Fritsch verfilmt. 1939 emigrierten Goetz und seine Frau in die USA.

Der ganz große Durchbruch stellte sich mit der Komödie “Das Haus in Montevideo” ein. Diese Version des Einakters “Die tote Tante” (1924) hatte Goetz zu einem abendfüllenden Theaterstück umgeschrieben, das 1945 im Playhouse-Theatre am Broadway uraufgeführt wurde. Als er 1950 damit nach Berlin kam, sind die Karten für das Renaissance-Theater seit Wochen ausverkauft, es gab stehende Ovationen für die Akteure.

Wenn die Leute vor Gelächter nicht gestorben sind, dann lachen sie heute noch”, schrieb der Kritiker Friedrich Luft.

Tatsächlich steht die Geschichte von Professor Dr. Traugott Hermann Nägler und seiner zwölfköpfigen Kinderschar auch heute noch auf den Spielplänen zahlreicher Lustspielhäuser. In den 50er Jahren war der viel Beschäftigte häufiger Gast in Berlin. Seinen letzen großen Auftritt im Renaissance-Theater hatte er am 17. November 1958, seinem 70. Geburtstag: Tout Berlin gibt sich die Ehre, als Curt Goetz bei der Uraufführung seiner “Miniaturen” gleich in drei Rollen glänzt. Zwei Jahre später starb der beliebte Schauspieler in Grabs im Schweizer Kanton St. Gallen.

In Berlin wurde er aufgebahrt. Seine geliebten Schauspieler haben ihn auf ihren Schultern auf die Bühne getragen, von der er ihnen, gar nicht lange zuvor, mit so viel Haltung eine Liebeserklärung machte.”
Valerie von Martens